Zuhal Yeşilyurt Gündüz

Wann Außenpolitik wirklich feministisch wird

Westliche Regierungen rühmen sich einer „feministischen Außenpolitik“. Zugleich versinkt die Welt in Kriegen und Konflikten. Unsere Gastautorin erklärt den Widerspruch.

Die 2020er-Jahre sind die gewalttätigsten seit Ende des Kalten Krieges. Angriffe, Ausschreitungen, militärische Konflikte und Kriege in Syrien, Palästina, Jemen, Somalia und anderen Orten führten zu viel Leid. Die realistische, kapitalistische, militaristische, patriarchalische Welt bietet keine Lösung für Konflikte, Ungerechtigkeiten, Tod und weiteres menschliches und ökologisches Leid.

2022 erlebten wir die Rückkehr des Krieges nach Europa. Der Krieg des Putin-Regimes gegen die Ukraine ist ein imperialer Krieg, so wie es die US-Kriege gegen Irak, Afghanistan, Syrien usw. waren.

Viele Kommentator:innen berufen sich auf „Realismus“, „Realpolitik“, „Strategien und strategische Planung“ und behaupten, dies sei, worum es in den internationalen Beziehungen gehe. Ist das wirklich so? Um das zu verstehen, sollten wir auf die Anfänge der Disziplin zurückblicken.

Internationale Beziehungen

Die Disziplin der Internationalen Beziehungen begann mit der expliziten Suche nach Frieden. Getroffen vom Ausmaß des Leids, der Todesopfer, der Zerstörung und der Vernichtung, die vom Ersten Weltkrieg ausgingen, kamen Denker zusammen, die als Liberale bzw. Idealisten bezeichnet wurden.

Natürlich war der Erste Weltkrieg nicht der erste Krieg. Wohl aber der Erste Weltkrieg, dem Millionen von Menschen zum Opfer fielen. Die Idealisten wurden durch die Schrecken dieses Krieges motiviert und sagten, dass es bessere Wege geben müsse, um internationale Angelegenheiten zu regeln.

Sie entwickelten eine Reihe von Institutionen, Verfahren und Praktiken, um den Krieg im internationalen System zu kontrollieren oder sogar auszuradieren.

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Biografische Angaben: Prof. Dr. Zuhal Yeşilyurt Gündüz geb. 1970, Studium u.a. der Politikwissenschaft an der Universität Bonn, hier auch Promotion, seit 2015 Professorin an der TED Universität in Ankara, Senior Research Fellow am WeltTrends-Institut für Internationale Politik. zuhal.gunduz@tedu.edu.tr

Der Artikel erschien auch im Heft 200 – Multipolare Geopolitik.


WeltTrends 200 – Multipolare Geopolitik

Die Weltpolitik, die zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt wurde, ist heute angesichts globaler Veränderungen und Herausforderungen als analytische Kategorie aktueller denn je. Im Thema betont unsere chinesische Autorin Yuru Lian die drei Besonderheiten der chinesischen Geopolitik: die innere Orientierung, das Bestreben, sich auf das nachbarliche Umfeld zu stützen, sein immer mehr über die staatlichen und regionalen Grenzen hinausgehender weltpolitischer Einfluss. Auf die volle Übernahme neokonservativer Ideologie in Deutschland verweist Petra Erler. Weitere Autoren beschäftigen sich unter anderem mit den bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen (Roland Benedikter), dem Ukrainekrieg und seinen Folgen für Russland (Kerstin Kaiser) sowie zum Wesen des Wirtschaftskrieges (Andreas Forner).

Um aktuelle regionale Probleme geht es im WeltBlick: die Konflikte zwischen Venezuela und Guyana (Raina Zimmering) und zwischen Armenien und Aserbaidschan (Philip Ammon) sowie das Abkommen über die Falepili-Union zwischen Australien und Tuvalu (Oliver Hasenkamp).

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Ein Kommentar

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