Dmitri Trenin
USA-Wahl 2024: Für Russland sind beide Kandidaten „schlechter“
Russland sieht die US-Wahl 2024 gelassen, denn beide Kandidaten gelten als ungünstig. Doch was, wenn ein unerwarteter Faktor ins Spiel kommt?
Seit 30 Monaten befinden sich Russland und die Vereinigten Staaten in einem Stellvertreterkrieg, doch die Haltung Russlands gegenüber der diesjährigen US-amerikanischen Präsidentschaftswahl ist die seit Jahrzehnten gelassenste.
Über den Wahlkampf im Ausland wird von führenden russischen Fernsehsendern ausführlich berichtet, allerdings im Sinne einer spannenden Aufführung eher im Stil einer Farce als etwas, das für die Russen von Bedeutung wäre.
Die überwältigende Mehrheit der Beobachter ist überzeugt, wie auch immer die Wahlen ausgehen, es wird keinen Einfluss auf die US-Politik gegenüber Russland haben: Diese Politik wird aus russischer Sicht größtmöglich feindselig bleiben. Beim Vergleich der Kandidaten – Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump – könnte ein russischer Analyst nur sagen: „Beide sind schlechter“ – für Russland.
Allerdings gibt es, wie man so sagt, Nuancen.
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Biografische Angaben: Dmitri Trenin (geb. 1955,) ist Forschungsprofessor an der Higher School of Economics und führender Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen (Imemo) der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Der Artikel erschien auch in der neuesten Ausgabe von WeltTrends – Nr. 202: Die USA am Scheideweg.
WeltTrends 202 – Die USA am Scheideweg
Heftschwerpunkt sind die USA und die dortigen Präsidentschaftswahlen. Was von Bidens Präsidentschaft bleibt, analysieren Roland Benedikter und Sabina Drescher. Während Biden bei der inneren Wiederversöhnung scheiterte, war er erfolgreich bei der „Neuverbindung mit Europa“. Allerdings stieg China während Bidens Amtszeit endgültig zum zweiten großen globalpoltischen Schwergewicht auf, während versäumt wurde, eine „große Strategie“ für die China-Ära zu entwickeln.
Aus chinesischer Sicht schätzt Hongjian Cui ein, dass es bei der „langfristigen Wettbewerbs-Strategie“ gegenüber China bleibt; eine Rückkehr zu einer Trump-Präsidentschaft würde die Unsicherheit in den Beziehungen beider Staaten erhöhen. Wie auch immer die US-Wahlen ausgehen, die Mehrheit der russischen Beobachter ist nach Meinung von Dmitri Trenin überzeugt, dass das keinen Einfluss auf die US-Politik gegen über Russland haben wird. Diese Politik werde „größtmöglich feindselig“ bleiben.