Camilla Warnke / Ulrich Hedtke (Hrsg.)
Peter Ruben – Gesammelte philosophische Schriften
Peter Ruben (geb. 1933) kann gleichsam als enfant terrible der DDR-Philosophie gelten. Als Philosophiestudent solidarisch mit antistalinistischen Reformern, wurde er der Universität verwiesen. 1961 kehrte er ins akademische Leben zurück. Mit seinen Analysen zum Charakter der dialektischen, mathematischen und fachwissenschaftlichen Theoriebildung und seinen umfangreichen Forschungen zur Widerspruchstheorie erwarb er sich einen über die DDR weit hinausreichenden Ruf als brillanter marxistischer Analytiker.
Als er mit Beginn der DDR-Krise Grundlagen der kommunistischen Wirtschaftsführung kritisch reflektierte, wurde er als „Revisionist“ attackiert und wissenschaftlich isoliert. Dem überaus produktiven Philosophen wurde dies zur Befreiung, konnte er sich doch nun ungebunden der sozialtheoretischen philosophischen Analyse widmen. Er erarbeitete einen eigenständigen Zugang zur Innovationstheorie wie zur Theorie der langen Wellen und warf die Frage nach Grundgrößen der Ökonomie auf. Im Anschluß an Tönnies’ Analyse des Verhältnisses von Gemeinschaft und Gesellschaft fand er zu einer neuen Sicht auf Kommunismus und Marktwirtschaft.
1990 wurde der Außenseiter-Marxist zum Direktor des Zentralinstituts für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR gewählt. Ruben thematisiert die notwendige Abkehr vom kommunistischen Entwicklungsweg und skizziert Konturen einer sozialistischen Perspektive.
Die vorliegenden vierbändige Gesamtausgabe ist ein Gemeinschaftsprojekt von „Verlag am Park“ und WeltTrends.
Sie finden hier eine kurze Leseprobe inkl. der Inhaltsverzeichnise der jeweiligen Bände.
Band 1 – Zu den philosophischen Grundlagen | |
Kurze InhaltsangabeEs wird vorgestellt, wie das Konkret-Allgemeine der philosophischen Vernunft, die Ruben in der Nachfolge und Kritik Hegels in der materialistischen Dialektik verkörpert sieht, sich von den Techniken der formal agierenden Wissenschaften Mathematik und Logik unterscheidet und worin sie dennoch miteinander vereinbar sind. Rubens Fazit: Beide sind allgemeine Wissenschaften der Bewegung, wie unterschiedlich die Darstellungsweise ihrer Resultate auch immer ist. Während Logik und Mathematik im Bereich des An sich Möglichen agieren, befasst sich dialektisches Denken mit dem des Wirklichen, d. h. all dem, was sich in selbsttätiger Aktion bedingungsweise erhält, verändert und entwickelt. |
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Band 2 – Zu philosophischen Fragen von Wirtschaft und Gesellschaft | |
Kurze InhaltsangabeIm Mittelpunkt stehen Grundbegriffe seines sozialtheoretischen Verständnisses; die Begriffe »Arbeit« und »Gesellschaft« sind Fixpunkte im Schaffen von Peter Ruben. Mit ihrer Erweiterung zur Trias Arbeit, Gesellschaft, Entwicklung sind dies die maßgeblichen Kategorien seiner sozialphilosophischen Studien. Ruben legt für das Verständnis von Arbeit im Kontext ökonomischer Grundbegriffe erstmals einen explizit maßtheoretisch fundierten Vorschlag vor und stellt den gängigen Gesellschaftsbegriff in Frage. Seine innovationstheoretische Sicht der gesellschaftlichen Entwicklung führt zu dem Resultat, die soziale Frage vor allem als allgemeines Moment der Evolution zu verstehen. |
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Band 3 – Zu philosophischen Fragen der Naturwissenschaften. Zur Geschichte der Philosophie | |
Kurze InhaltsangabeRuben geht in diesem Band Fragen nach wie: Was tun wir, wenn wir abstrahieren, wie gelangen wir zur präzisen physikalischen »Begriffsbildung durch Abstraktion« und welche Bedeutung besitzt sie für das experimentelle Verhalten? Woher kommen die physikalischen Grundgrößeneinheiten und welche Art Kenntnisse gewinnen wir vermittels des Messen? Rubens rezipiert die philosophische Geistesgeschichte und macht sie für seine Sicht auf Naturwissenschaften fruchtbar. Seine wissenschaftsbezogenen Bemühungen um die Dialektik unterscheiden sich von der Frankfurter Schule, die mit Adorno erklärte, die »physikalisch-mathematische Formelsprache« lasse sich »in keinen dem menschlichen Bewusstsein unmittelbar kommensurablen Kategorien heimholen«. |
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Band 4 – Peter Ruben und Camilla Warnke: Zum philosophischen Denken in der DDR | |
Kurze InhaltsangabeIm vierten und letzten Band der Gesammelten philosophischen Schriften sind Texte von Ruben und Camilla Warnke zur Geschichte und zu Persönlichkeiten der DDR-Philosophie enthalten. Beginnend bei deren geistigen Quellen in der kommunistischen Bewegung bis zu ihrem konstitutionellen Ende stellen die beiden Autoren wichtige Entwicklungsetappen dar. Und sie setzen sich mit Ansprüchen und Leistungen der drei unterscheidbaren Philosophie-Generationen in der DDR auseinander. Im letzten Jahr der DDR waren noch 92 Philosophen am Zentralinstitut tätig, 41 arbeiteten an Projekten, die man nur schwer parteipolitisch nennen konnte. |
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