Karin Kulow
Libanon: Waffenstillstand – und wie nun weiter?
Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah hält. Aber wie lange? Eine geheime Zusatzvereinbarung könnte alles zunichtemachen.
Der Waffenstillstand zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah ist in Kraft. Natürlich ist diese Waffenruhe nur zu begrüßen. Schon, weil auch hier die Zivilbevölkerung von den Kriegsschäden am härtesten betroffen ist. Aber vor allem auch, weil sich erneut gezeigt hat, dass die zwischen Libanon und Israel bestehenden Konflikte und anderen Streitfragen mit militärischen Mitteln letztlich doch nicht dauerhaft zu lösen sind.
Immerhin handelt es sich bei diesem Krieg um den bereits vierten israelischen Überfall auf libanesisches Staatsgebiet; davon den zweiten gegen Hisbollah. Und alle diese Kriege hängen auf die eine oder andere Weise mit der ungelösten Palästina-Frage zusammen.
Seit dem 27. November 2024, vier Uhr Ortszeit, sollen für erst einmal 60 Tage endgültig die Waffen schweigen. Nachdem die israelische Armee (IDF) den Süden und Osten Libanons sowie insbesondere die südlichen Bezirke der Hauptstadt Beirut nach reichlichem 60-tägigem Dauerbeschuss weiträumig in Schutt und Asche gebombt hat, als Vergeltung für die von der libanesischen Hisbollah in erklärter Solidarität mit der palästinensischen Hamas seit 8. Oktober 2023 gegen Israel verübten Anschläge.
Diese sollten erklärtermaßen allerdings aufhören, wenn Israel seinen Krieg im Gazastreifen beendet.
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Der Artikel erschien zuerst in der neuesten Ausgabe von WeltTrends Nr. 203: Welt 21 im Umbruch.
Biografische Angaben: Prof. Dr. Karin Kulow geb. 1940, Arabistin und Islamwissenschaftlerin, langjährige Forschungs-und Lehrtätigkeit zur Entwicklung politischer Systeme in arabischen Nahostländern und zum israelisch-palästinensischen Konflikt.
WeltTrends 203 – Welt 21 im Umbruch
Auch dieses Heft widmet sich außen- und sicherheitspolitischen Fragen unserer Zeit. Der Bogen spannt sich von einer Bilanz des Versagens aktueller deutscher Außenpolitik über den Brüsseler Kurs Polens, den Krieg im Nahen Osten, den „reinen Kapitalismus“ des rechten argentinischen Präsidenten Milei bis zur Flüchtlingspolitik von EU und Türkei.
Im Mittelpunkt stehen die Entwicklungen in Eurasien. Dem Übergang „von der transatlantischen zur eurasisch-pazifischen Zentralität“ widmen sich Hannes Hofbauer und Andrea Komlosy, während es Richard Ghiasy um die Positionen Chinas und Indiens zur asiatischen Sicherheitsordnung geht. Mehrere Artikel beschäftigen sich mit dem weiteren Ausbau der BRICS, insbesondere dem XVI. BRICS-Gipfel in Kasan. Unser russischer Autor Sergej Birjukow und seine chinesischen Kollegen Han Dongtao und Cui Heng sehen in ihm die „Morgendämmerung ei