Anne Klinnert
Am 26. April fand eine Online-Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg in Kooperation mit WeltTrends zum Thema „Gewalt gegen Frauen: Rücktritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention“ statt. Die langjährige WeltTrends-Autorin und Senior Research Fellow am WeltTrends-Institut für Internationale Politik, Prof. Dr. Zuhal Yeşilyurt Gündüz (TED Universität Ankara) berichtete in eindringlichen Worten von der frauenfeindlichen Politik der AKP-Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Sie schilderte detailliert welche Umstände dazu führten, dass gerade in der Türkei die Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen im Jahr 2011 in Istanbul unterzeichnet wurde und seither den Namen der Stadt trägt.
Das Engagement des türkischen Staates um die Unterzeichnung der Konvention vermittelte den Eindruck eines modernen, die Rechte der Frauen achtenden Landes. Tatsächlich war die Türkei zuvor durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte verurteilt worden, welches geschlechtsspezifische Gewalt und die Diskriminierung von Frauen hervorhob.
Dieser negativen Wahrnehmung sollte etwas entgegengesetzt werden. Dass sich die Türkei 10 Jahre nach Unterzeichnung der Konvention aus derselben zurückzog, verdeutlicht, dass es nie um den Schutz von Frauen ging, sondern darum ein positives Bild der Türkei nach außen zu vermitteln. Der Stellenwert der Frauen in der Türkei ist leider nach wie gering und das Gewaltniveau ihnen gegenüber sehr hoch.
Die Analysen von Frau Prof. Gündüz sind ausführlich im neuen WeltTrends-Heft 196 „Brasilien im Umruch“ nachzulesen.