In Sorge um Boris Kagarlitzky
Sehr geehrte Exzellenz, Herr Botschafter Netschajew,
wir sind AutorInnen des Buchbandes „Kriegsfolgen. Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert“, der sich insgesamt kritisch mit dem in Deutschland herrschenden Narrativ auseinandersetzt.
Wir sorgen uns um einen unserer Co-Autoren, den international
renommierten russischen Politologen und Publizisten Boris Kagarlitzky. Gegen ihn wurde im Juli 2023 ein Gerichtsverfahren in der Russischen Föderation eingeleitet, das ihn im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine beschuldigt, angeblich den Terrorismus zu rechtfertigen, beziehungsweise öffentliche Aufrufe zur Durchführung terroristischer Aktivitäten getätigt zu haben.
Wir kennen Boris Kagarlitzky als aufrechten Antifaschisten sowie engagierten Menschen mit humanistischer Gesinnung, der Gewalt ablehnt. All das hinderte ihn freilich nie daran, immer wieder gegenüber zunächst der sowjetischen und nun der russischen Regierung kritisch zu sein. Ohne die konkreten Vorwürfe gegen ihn nachzeichnen zu können, möchten wir mit diesem Schreiben gegen eine Verfolgung eines unbequemen Geistes wie Kagarlitzky unser Befremden einlegen.
In der Hoffnung, dass unser Anliegen Berücksichtigung findet, verbleiben wir mit hochachtungsvollen Grüßen
Ralph Bosshard, Oberstleutnant im Generalstab i.R. (Schweiz)
Erhard Crome, Politikwissenschaftler (Berlin)
Thomas Fazi, Schriftsteller (Rom)
Hannes Hofbauer, Verleger (Wien)
Andrej Hunko, Mitglied des Deutschen Bundestages (Berlin)
Sabine Kebir, Privatdozentin (Berlin)
Andrea Komlosy, ao. Universitätsprofessorin i.R. (Wien)
Stefan Kraft, Verleger (Wien)
Jochen Scholz, ehem. Bundeswehroffizier (Berlin)
Peter Wahl, Publizist (Köln)
Florian Warweg, Journalist (Berlin)
Der offene Brief kann hier als PDF heruntergeladen werden. Über eine Weiterverbreitung würden wir uns freuen. Je mehr Stimmen desto besser. Weiter Informationen u.a. auf den Seiten der taz, dem untergrundblättle sowie openemocrcy.net.
Über seine aktuelle Lage schrieb Boris Kagarlitsky am 17. August 2023 auf counterpunch.org.
Bildangaben: Foto der internationalen Kampagne #FreeBoris. Weitere Informationen unter freeboris.info.
Positive Nachricht am 12. Dezember 2023:
Liebe Freundinnen und Freunde,
eine erfreuliche Nachricht aus Russland hat uns heute erreicht: Unser Kollege und Mitautor des Buches ,Kriegsfolgen‘ Boris Kagarlitzky ist frei gelassen worden. Das Gericht verurteilte ihn zur Geldstrafe in Höhe von 600.000 Rubel und hat gegen ihn ein zweijähriges Verbot für Administrierung von Internetseiten verhängt. Gefordert waren fünf Jahre Haft.
Ich gehe davon aus, dass wir als Mitautorinnen und Mitautoren von „Kriegsfolgen“ mit unserem Brief an den russischen Botschafter einen wichtigen Beitrag zur Freilassung von Boris Kagarlitzky geleistet haben.
Mit solidarischem Gruß
Andrej Hunko
Vorsitzender der Linksfraktion im Europarat
Bündnis Sahra Wagenknecht
Für Vernunft und Gerechtigkeit
Globaler Wirtschaftkrieg
Die Autoren der vorliegenden Ausgabe sehen die Welt auf unabsehbare Zeit im Wirtschaftskrieg. Im Thema wird eine „Fragmentierung der Weltwirtschaft in rivalisierende Blöcke“ konstatiert, eine „Versicherheitlichung der Mächterivalität“, kontraproduktiv zu den ökonomisch-sozialen und entwicklungspolitischen Notwendigkeiten (J. van Scherpenberg). Im Wesen gehe es bei den „Sanktionen als Instrumente des globalen Wirtschaftskrieges“ (J. Rieken) um die Aufrechterhaltung westlicher Dominanz. Die wirtschaftlichen und politischen Folgen der Wandlung der USA zur „Energiesupermacht“ mit globalem Einfluss (M. Daniljuk) und der Abbruch der direkten Energieimporte aus Russland bewirken einen Abstieg der Volkswirtschaften Deutschlands und Europas. Das geostrategische Umfeld der EU sei hochgradig instabil und von historischen Umbrüchen geprägt.
Das aktuelle WeltTrends-Heft Nr. 198 „Globale Wirtschaftskriege“ analysiert die wirtschaftspolitische Dimension des weltweiten Ringens um eine neue Weltordnung. Es ist im Shop als Digital- und als Druck-Version verfügbar. Weitere Information und Probeartikel finden sie im Blogeintrag.
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