In Memoriam Fritz Edlinger
Fritz war ein Aufrechter, Sozialist und Internationalist. Geboren1948, kurz nach Kriegsende, verstarb er plötzlich und unerwartet am 4. Dezember 2024. Noch am Vorabend saß er an seinem Schreibtisch und arbeitete an seinem Lieblingsprojekt, der Zeitschrift „INTERNATIONAL“.
Schon in den 60er Jahren engagierte sich Fritz im Verband sozialistischer Mittelschüler in Wien. In den 70er Jahren war er aktiv bei den Jungsozialisten, begann im Rahmen von Delegationen den mittelost/nordafrikanischen Raum zu bereisen, war Mitarbeiter des Wiener Instituts für Entwicklungsfragen, wurde früh schon konsequenter Kritiker der Sozialistischen Partei Österreichs, deren Mitglied er allerdings bis zu seinem Lebensende blieb. Er selbst und sein Engagement in der Partei waren und blieben geprägt vom langjährigen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky und jener Zeit, in der dieser, Willy Brandt und Olaf Palme bestimmende Figuren in der Sozialistischen Internationale waren. Nach Ende der Ära Kreisky zog er sich aus der praktischen Politik zurück, nicht ohne seine Netzwerke in der österreichischen und zunehmend internationalen Politik weiter zu pflegen.
Die politischen Visionen von Fritz gingen weit über den nahöstlich-afrikanischen Raum hinaus. So war er ein konsequenter Streiter für die österreichische Neutralität und für das Konzept der Neutralität schlechthin, das gerade in dieser Zeit der Eskalation internationaler Spannungen neue Aktualität gewinnen könnte und sollte.
Seine Verbundenheit mit dem arabischen Raum ließ ihn 1996 den Posten des Generalsekretärs der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen (GÖAB) übernehmen. Dies veränderte keineswegs seine kritische Haltung gegenüber den Staaten der Region, allen voran den Despotien am Golf. Schwerpunkt seiner Arbeit war hinfort die Publizistik: Er gab zahlreiche Bände über den Arabischen Raum und Westafrika, meist im Wiener Promedia-Verlag, heraus.
Schwerpunkt seiner Arbeit in den letzten Jahren war die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift INTERNATIONAL, die mit einer Auflage von rund 5.000 Exemplaren inzwischen fest etabliert ist und im deutschsprachigen Raum eine wichtige Stimme der kritischen Analyse der internationalen Politik darstellt. Unter dem Titel „INTERNATIONAL“ richtete Fritz zudem einen vielbeachteten Youtube-Kanal ein, auf dem er eine Vielzahl von Interviews mit prominenten Vertretern aus Wissenschaft und Politik veröffentlichte. Hier, wie bei der Zeitschrift, war Fritz Edlinger ein unbeirrbarer Aufklärer, der gerade in der aktuellen politischen Situation der monolitischen und monopolisierenden Berichterstattung der herrschenden Klasse und ihrer Medien immer wieder wertvolle alternative Informationen und Analysen entgegenstellte.
Es bleibt zu hoffen, dass dieses publizistische und politisch unverzichtbare Erbe wie auch der Kampf für eine bessere und friedlichere Welt dank des Engagements der Freunde und Kollegen von Fritz Edlinger nicht nur erhalten bleibt, sondern weiter gestärkt wird.
Werner Ruf, Johannes M. Becker, Matin Baraki, Erhard Crome, Lutz Kleinwächter, Hubert Thielicke
Weitere Nachrufe (Auswahl)
international, junge Welt, Kreisky Forum für internationalen Dialog, internationales Institut für Medien, Nachdenkseiten, Solidarwerkstatt, Unsere Zeitung, Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V., Vereinigung für medienkultur
WeltTrends 202 – Die USA am Scheideweg
Heftschwerpunkt sind die USA und die dortigen Präsidentschaftswahlen. Was von Bidens Präsidentschaft bleibt, analysieren Roland Benedikter und Sabina Drescher. Während Biden bei der inneren Wiederversöhnung scheiterte, war er erfolgreich bei der „Neuverbindung mit Europa“. Allerdings stieg China während Bidens Amtszeit endgültig zum zweiten großen globalpoltischen Schwergewicht auf, während versäumt wurde, eine „große Strategie“ für die China-Ära zu entwickeln.
Aus chinesischer Sicht schätzt Hongjian Cui ein, dass es bei der „langfristigen Wettbewerbs-Strategie“ gegenüber China bleibt; eine Rückkehr zu einer Trump-Präsidentschaft würde die Unsicherheit in den Beziehungen beider Staaten erhöhen. Wie auch immer die US-Wahlen ausgehen, die Mehrheit der russischen Beobachter ist nach Meinung von Dmitri Trenin überzeugt, dass das keinen Einfluss auf die US-Politik gegen über Russland haben wird. Diese Politik werde „größtmöglich feindselig“ bleiben.