Hans-Georg Schleicher

Hans-Georg Schleicher starb am 26. Mai 2024. Er war ein profilierter DDR-Diplomat, der in Afrikas Geschichte bleibende Spuren hinterließ. Geboren wurde er am 13. Mai 1943 in Törpin (Vorpommern). Er studierte 1962 bis 1966 Geschichte und Geographie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und promovierte 1969 zur Zeitgeschichte Ghanas. Von 1969, als sich die weltweite Anerkennung der DDR Bahn brach, bis zu ihrem Ende arbeitete er im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten. In den 1970er Jahren war er Stellvertreter des Botschafters in Sambia, 1983 bis 1988 Botschafter in Simbabwe und 1989-90 Leiter der Beobachtermission in Namibia.

Seit den 1970er Jahren richtete sich ein besonderes Augenmerk der DDR auf den Süden Afrikas, in erster Linie von Solidarität getragen, nicht von Geopolitik. In Angola und Mosambik herrschte das portugiesische Kolonialregime. Das von weißen Siedlern beherrschte Südrhodesien (Simbabwe) sowie Apartheid-Südafrika und das besetzte Namibia bildeten einen weißen, antikommunistischen Block. Schleicher hatte erst in Sambia, dann in Simbabwe engste Kontakte zu Exil-Vertretern der Befreiungsbewegungen dieser Länder, insbesondere zum ANC Südafrikas und zur SWAPO Namibias. Deren Siege wurden von der DDR aktiv gefördert.

Die DDR und die BRD standen auf entgegengesetzten Seiten des Kampfes, die BRD unterstützte das Apartheid-Regime. Gleichwohl hat Schleicher nach der deutschen Vereinigung an Forschungs- und Publikationsprojekten teilgenommen, um die deutsche Afrikapolitik für die Nachgeborenen festzuhalten.

Hans-Georg Schleicher wurde nach 1990 mehrmals aufgefordert: „Schreib das doch auf!“ Das tat er. Unterstützt von seiner Frau Ilona, die ihm stets zur Seite stand und bereits am 5. Oktober 2023 verstorben ist, publizierte er als Autor bei WeltTrends 2020 das Buch: „Doppelte Zeitenwende. Der Süden Afrikas und Deutschlands Osten“. Sein Begriff „Zeitenwende“ erfasst das historische Zusammenfallen, dass 1990 in Deutschland die DDR an ihr Ende kam, während in Namibia die Freiheit triumphierte und in Südafrika die Apartheid kollabierte.

                   Dr. habil. Erhard Crome                                Prof. Dr. Lutz Kleinwächter

                       Institutsdirektor                                             Vereinsvorsitzender

Der Nachruf erschien in WeltTrends 201 – Revolte des Globalen Südens als PDF.


WeltTrends 201 – Revolte des Globalen Südens

Immer deutlicher wird das Bestreben der Gruppe der bevölkerungsstarken und wirtschaftlich aufstrebenden Staaten des Globalen Südens, eine eigenständige politische Rolle in der Welt zu spielen, zumal sich ihre Interessen häufig von denen anderer Länder, vor allem „des Westens“, unterscheiden. Im Thema geht es um grundsätzliche Fragen des Globalen Südens und um solche Regionen wie Süd- und Südostasien, Lateinamerika, den Nahen und Mittleren Osten sowie Zentralasien.

Im Forum 1 analysiert Oberst a. D. Wolfgang Richter Vorgeschichte und bisherigen Verlauf des Ukrainekrieges. Ausgehend vom Militärtheoretiker Clausewitz rät auch Hans-Heinrich Nolte der Ukraine, einen Kompromissfrieden zu suchen. Im Forum 2 setzen sich Wolfgang Schwarz und Lutz Kleinwächter mit der Forderung nach einer Nuklearbewaffnung Deutschlands bzw. der EU auseinander. Auch im WeltBlick widmen sich unsere Autoren aktuellen internationalen Fragen: der Verurteilung des Gaza-Krieges durch internationale Gerichte, den Beziehungen zwischen Georgien und Russland wie auch der US-Blockade Kubas.

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