Jürgen Angelow
Das Treffen zwischen Trump und Selenskyj sorgt für Empörung. Scharfe Kritik aus Europa. Doch steckt hinter dem Eklat ein größerer Plan?
Selten in der Geschichte ist ein politisches Ereignis so reflexhaft, stereotyp und gefährlich naiv beurteilt worden wie das Treffen der beiden ungleichen Präsidenten Trump und Selenskyj im Weißen Haus am vergangenen Freitag, dem 28. Februar 2025.
Von der „PR-Aktion“ eines „TV-Showmans“ (Thomas Jäger) war die Rede, von einer „historisch peinlichen Show“ (Nico Lange), sogar der Aktion einer „schurkischen Supermacht“ (Sigmar Gabriel), von der Notwendigkeit, furchtlos zu sein, Solidarität zu üben und der Ukraine jetzt erst recht zu helfen (Ursula von der Leyen, Lars Klingbeil und Franziska Brantner).
Die noch amtierende Bundesaußenministerin sieht sogar ein Zeitalter der Ruchlosigkeit heraufziehen. Die Medien überbieten sich in der Verurteilung des amerikanischen Präsidenten und dessen „Verrat“ an der ukrainischen Sache. Europa sei nun auf sich allein gestellt. Von analytischer Durchdringung der unterschiedlichen Interessenlagen dieses komplexen Sachverhalts, seiner historischen Ursachen sowie seiner unmittelbaren und mittelbaren Folgen ist nicht viel zu spüren.
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Bioangaben: Dr. Jürgen Angelow, ist außerplanmäßiger Professor für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam. Er hat vorrangig zur Militär- und Sicherheitspolitik des 19. und 20. Jahrhunderts sowie militärischen Konflikten publiziert (u.a. „Kalkül und Prestige„, „Der Weg in die Urkatastrophe„, „Wandel, Umbruch, Absturz„, „Der Erste Weltkrieg auf dem Balkan„). In den letzten Jahren arbeitete er als Politikberater.
Dr. Jürgen Angelow publizierte bei WeltTrends eine hochaktuelle Analyse zu den Eliten in Ostdeutschland: „Entsorgt und ausgeblendet! Elitenwechsel und Meinugnsführerschaft in Ostdeutschland.“ Er zeigt eindringlich auf, wie westdeutsche Eliten überproportional viele Spitzenpositionen in Ostdeutschland besetzen. Die politischen Konsequenzen sind bis heute spürbar.
Jürgen Angelow
Entsorgt und ausgeblendet!
Elitenwechsel und Meinungsführerschaft in Ostdeutschland
Die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschen ist in den vergangenen Jahren nicht schmaler geworden. Bis heute sind Ostdeutsche nur selten in Führungspositionen inWirtschaft, Politik und Medien anzutreffen.
Offensichtlich ist die Herstellung der inneren Einheit ein schwieriger, langwierieger Prozess der Annäherung, der womöglich nie vollständig vollzogen werden kann.
Diesem Prozess nachzugehen ist Ziel dieses Buches, das hiermit in einer zweiten und erweiterten Auflage vorliegt. Es zeigt eindringlich wie sich Eliten vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche positionieren, welche Voraussetzungen die beteiligten Generationen und Elitenvertreter in Ost- und Westdeutschland mitbrachten, in welcher Form sie tangiert waren und welche medialen Perspektiven sich daran knüpfen.